SAP-Berater sollten ihre Projekterfahrung detailliert auflisten

Köln, 22.05.2014 – 30 Sekunden liegt eine Bewerbung im Schnitt in der ersten Vorauswahl oben. 30 Sekunden, um die Entscheidungsträger zu überzeugen – und davon gibt es bei SAP-Berater-Jobs meist zwei: einen Personaler und einen Fachvorgesetzten. Diese beiden benötigen grundlegend  unterschiedliche Informationen. Um im Bewerbungsprozess für SAP-Jobs die erste Hürde zu schaffen und durch diese Vorauswahl zu kommen, müssen Bewerber beide auf den ersten Blick  für sich gewinnen. Der Schlüssel dazu ist die Aufbereitung der eigenen Erfahrungen in zwei unterschiedlichen Dokumenten: Dem Lebenslauf für den Personaler und der Projektliste für den Fachvorgesetzten.

Der Personaler besteht auf dem klassischen Lebenslauf, während der potenzielle Fachvorgesetzte sich sehr detailliert für die bisherigen Tätigkeiten und Projekte im SAP-Umfeld interessiert. Doch mit der Erfüllung dieser Formalie ist es bei weitem nicht getan. Der Personaler muss auf die in der Ausschreibung genannten Schlüsselwörter stoßen, ohne lange danach suchen zu müssen. Thomas Biber, Geschäftsführer der auf SAP-Berater spezialisierten Personalberatung Biber & Associates, erklärt: „Man sollte sie direkt aufgreifen und nicht umschreiben. Der Personaler verfügt ja nur selten über SAP-Fachkompetenz. Er kommt sonst ins Schwimmen und weiß nicht, ob der Kandidat die Anforderungen erfüllt.“ Und diese Unsicherheit könne bereits dazu führen, dass er dem Fachvorgesetzten einen anderen Bewerber als aussichtsreichsten Kandidat präsentiert.

Der Bewerber sollte im Lebenslauf das eigene Tätigkeitsfeld, die Rollenbezeichnung und die entsprechenden SAP-Kernkompetenzen, wie „SAP BW Consultant“ oder „Senior Berater SAP SD“ an prominenter Stelle prägnant benennen. Es wäre dagegen falsch, im Lebenslauf Prozessthemen ausführlich aufzulisten, die nur SAP-Fachleute richtig einordnen können. Personalberater helfen dabei, dass Kernkompetenzen nicht als Selbstverständlichkeit der eigenen Betriebsblindheit zum Opfer fallen. „Es kommt immer wieder vor, dass mir die Unterlagen eines Bewerbers mit zehn Jahren SAP BW Erfahrung vorliegen, in denen weder der Begriff ‚SAP‘ noch ‚BW‘ auftaucht“, so Biber. Ein Personaler ordnet solch eine Bewerbung unter Umständen völlig falsch ein.

Thomas Biber
Thomas Biber, Geschäfsführer Biber & Associates

Hat der Bewerber also bisher als interner SAP BW-Berater gearbeitet, muss so auch die Rollenbezeichnung im Lebenslauf entsprechend lauten, zum Beispiel „Interner Berater, Schwerpunkt SAP BW“ Der Lebenslauf umfasst darüber hinaus eine lückenlose, chronologische Auflistung aller Ausbildungs- und Beschäftigungszeiten in Tabellenform und ein gutes Foto, welches den Bewerber in Geschäftskleidung zeigt und sympathisch anmutet. Zwei Seiten reichen in aller Regel.

Pflicht für den Personaler – Kür für den Vorgesetzten

Für den potenziellen späteren Fachvorgesetzten muss die Information zu der Tätigkeit im SAP-Markt jedoch mit deutlich mehr Details angefüttert werden – eine Besonderheit der Bewerbungsunterlagen im SAP-Bereich. Für den fachlichen Entscheider fertigt der Bewerber eine sogenannte Projektliste an.

Biber fasst die Inhalte dieser Projekt- oder Tätigkeitsliste zusammen: „Sie enthält alle erforderlichen Informationen für die Beurteilung der Kenntnisse und Erfahrungen und an dieser Stelle auch, am besten mehrmals, die für diesen speziellen Job relevanten Schlüsselwörter.“ Es geht also um all die Informationen, die einen Lebenslauf überfrachten würden. Die Projektliste ist eine sehr detaillierte Auflistung aller bisherigen SAP-Tätigkeiten und Projekte, in der alle technischen und fachlichen Inhalte beschrieben sind. „Aber bitte in Stichworten und tabellarisch – narrative Texte werden seltener gelesen“, so Biber.

Die Liste sollte Projekte oder Tätigkeiten rückwärts chronologisch und blockweise aufführen. Ein Beispiel für eine gelungene Beschreibung eines Projekts sieht etwa so aus:

Zeitraum: 09/2012 – aktuell
Kunde/Branche: Logistik Dienstleistungen
Rolle/Einsatz als: SAP Senior Consultant BI und Projektleiter
Auftrag/Projektbeschreibung: Konzeption und Implementierung eines SAP BI Planungs- und Reportingszenarios auf Basis eines EDW Ansatzes

  • Review bestehender Berichts-, Planungs- und DWH Strukturen
  • Erstellung eines Fach- und eines DV Konzeptes
  • Koordination zwischen Fachbereichen und den internen und externen SAP BI Beratern
  • Erstellung der Datenmodelle, Erstellung des Stagingszenarios und Bau von BEx und Webreports
  • Erstellung des Planungslayouts und Implementierung der SAP BI Plaungsobjekte
  • Funktions-, Abnahmetests und Begleitung der Produktivsetzung
  • Schulung der Anwender des neuen Systems

Projektsprachen/Einsatzort: Deutsch / NRW

Hat der Kandidat schon Budget- oder Personalverantwortung vorzuweisen, so erwähnt er hier, wie viele Personen er geführt hat und welche Größenordnung das zu verantwortende Budget hatte. Diese Tätigkeitsliste beantwortet dem Entscheider auch die Frage, ob der Kandidat Erfahrung im Customizing der Software hat, oder ob seine Tätigkeit eher in der Koordination lag. Entwicklerkenntnisse werden einzeln aufgelistet.

Es kann auf das kleinste Detail ankommen

Kann eine solche Liste den Entscheider nicht überfordern? Biber verneint: „Nach vielen Jahren Berufserfahrung darf die Projektliste mehrere Seiten umfassen.“ Der Personaler werde dieses Dokument nicht lesen, es besteht also keine Gefahr, ihn zu langweilen. „Für die Fachentscheider kann dagegen das kleinste Detail entscheidend sein. Im Zweifelsfall wird immer der Kandidat bevorzugt, der zufälligerweise genau die geforderten Kenntnisse und Erfahrungen mitbringt.“ Da die Stellenausschreibung selten in aller Tiefe über die zu besetzende Position informiert, sollte ein Bewerber lieber zu viel als zu wenig Details seiner bisherigen Projekterfahrung in die Projektliste aufnehmen. Ein Beispiel für eine vollständige Projektliste, wie sie SAP-Berater ihrer Bewerbung anfügen sollten, findet sich unter http://www.biber-associates.de/knowledgebase/dokumentvorlagen-fur-eine-bewerbung-als-sap-berater/.

Und was gehört noch zur perfekten Bewerbung auf einen SAP-Job? Selbstverständlich alle Arbeitszeugnisse bisheriger Arbeitgeber, sowie das Zeugnis des höchsten erreichten Ausbildungsabschlusses oder Hochschulabschlusses. Ein Zwischenzeugnis oder Austrittszeugnis des aktuellen Arbeitgebers ist nicht notwendig. Wenn es bereits vorliegt, sollte es jedoch mitgeliefert werden. Schulungszertifikate sollten nur mitgesendet werden, wenn der Arbeitgeber dies ausdrücklich wünscht, da diese die Bewerbung sonst unnötig aufblähen. Entscheidend für die Auswahl des richtigen Bewerbers ist in erster Linie die Projekt- und weniger die Schulungserfahrung.

Elektronische Bewerbungen sind mittlerweile üblich – eine E-Mail mit Lebenslauf, Projektliste und Zeugnissen reicht aus. Der Bewerber sollte diese Dokumente nicht in Einzeldateien, sondern in einer einzigen pdf-Datei sauber formatiert zusammenstellen. Die Reihenfolge sollte sein: 1-Lebenslauf, 2-Projektliste und 3-Arbeitszeugnisse (rückwärts chronologisch). Das Anschreiben kann relativ kurz ausfallen, vor allem wenn es bereits einen Kontakt gab oder wenn die Bewerbung über einen Personalberater läuft. Nur in der Schweiz ist ein ausführliches Motivationsschreiben üblich, in dem der Bewerber darstellt, warum er sich für das Unternehmen und die Stelle interessiert.

In der Schweiz und im angloamerikanischen Raum ist es außerdem üblich, von Anfang an Referenzen zu nennen. Eine Referenz umfasst dabei den Vor- und Nachnamen des Ansprechpartners, seine Rolle im Rahmen der Zusammenarbeit und seine persönliche Durchwahl oder Mobilnummer. Der Bewerber sollte Referenzgeber im Vorfeld informieren, damit sie auf eventuelle Anrufe vorbereitet sind und Auskunft geben können.

In Deutschland sind Referenzen nur auf Nachfrage vorzulegen. Was hier entscheidet, ob der schriftlichen Bewerbung die angestrebte Einladung zum Vorstellungsgespräch folgt, sind der Gesamteindruck der Materialien und ein schlüssiger Werdegang – aber vor allem die in der Projektliste belegten praktischen Kenntnisse im SAP-Umfeld.